Vom Anstand in Heroldstatt

Gemeinderatssitzung vom 15. Juli 2024

Dass die Glaubwürdigkeit des Heroldstatter Rathauses in Trümmern liegt ist kein Geheimnis mehr. Dies bewies unter Anderem die erste Sitzung des neuen Gemeinderats.

Unter den Augen von rund 40 Zuschauern verlas zuerst ein geknickter Werner Knehr mit brüchiger Stimme eine verfrühte „Abdankungsrede“. Er werde aus „mangelndem Vertrauen von Seiten der Bürger“ nicht mehr zur Verfügung stehen, was das Amt des 1. stellvertretenden Bürgermeister betrifft. Lobenswert, dass er das eingesehen hat. Aber wenn man am Ratstisch nach Regeln spielen würde, wäre dieses Amt für ihn sowieso nicht mehr zur Debatte gestanden.

Zur Info: 2019 war Werner Knehr zweiter Stimmenkönig. 2024 laut Willen der Wählerschaft irgendwo im hinteren Mittelfeld. Anschließend hat er dann noch eine Ansprache über „Vertrauen, Erfahrung, Anstand und Loyalität“ gehalten. Sie kennen diese ritterlichen Worte sicher aus seinen Facebook & Instagram-Kommentaren. Bürgermeister Weber lauschte andächtig mit stolzgeschwellter Brust.

Verständnisfrage: Loyalität gegenüber Bürgermeister Weber oder Loyalität gegenüber den Heroldstatter Bürger:innen?

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Nicht ganz ohne Stolz kann ich sagen, dass ich im Juni zum zweiten Stimmenkönig gewählt wurde. Dass Michael Keirat (erster Stimmenkönig) sich zwar jedes Mal zum Gemeinderat aufstellen lässt, das Amt des 1. Stellvertreters aber stets kategorisch ablehnt, kann man sehen wie man will. Aus diesem Grund wäre ich laut Wahlergebnis aufgerückt und mir wäre das Amt des 1. Stellvertreters zugestanden. So wie es vor fünf Jahren bei Werner Knehr gemacht wurde… den wir damals einstimmig gewählt haben, weil es so Sitte und Brauch, aber vor allem Wählerwille war. An dieser Stelle möchte ich nochmal den Begriff Anstand (!) bemühen.

Wenig überraschend, dass diese Regel außer Kraft gesetzt werden, wenn es um das kommunalpolitische Überleben von Bürgermeister Weber geht. Wie von uns prognostiziert (lesen sie die Bürgerfrage #27) wurde ein weiterer Loyalist ins Amt gehoben. Egal wer… Hauptsache BM Weber treu ergeben. So schlug Werner Knehr am Ende seiner rührenden Ansprache Dirk Süßmuth zum 1. stellvertretenden Bürgermeister vor. Ich wurde von Andreas Fülle und Alexandra Friedrich vorgeschlagen. Somit standen zur Wahl: Dirk Süßmuth und Thomas Salzmann.

Machen wir es kurz… Dirk Süßmuth wurde vom neuen Gremium, auffällig zügig und wie einstudiert, 7 zu 4 gewählt. (Zur Erinnerung: Der Bürgermeister hat auch eine Stimme)

Die Frage von Frau Blikle, ob man sich vielleicht nicht doch an den Willen der Wähler:innen halten sollte, wurde großzügig überhört. Gewählt wurde mit geheimen Stimmzetteln, welche Kämmerin Weeger auf Anweisung des schmunzelnden Bürgermeisters gut in der Schachtel „durchmischeln“ sollte, um eine geheime Wahl zu gewährleisten.

Anschließend wurde Michael Keirat zum 2. stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Auch in diesem Wahlgang stand ich (Thomas Salzmann) zur Disposition. Warum Michael Keirat den Posten des 2. stellvertretenden Bürgermeisters jedes Mal besetzen will, obwohl er sich konsequent weigert, sein eigentliches Amt anzutreten, steht in den Sternen. Wie mittlerweile so vieles in Heroldstatt.

Sie jedenfalls, liebe Wählerinnen und Wähler, hatten definitiv das Nachsehen. Denn das Gremium hat sich zu Gunsten von Bürgermeister Weber über Sie hinweggesetzt.

Mit mir wären die üblichen Spielchen (Stichwörter HGE, Windparks, Millionen-Backhaus, etc.) nicht möglich gewesen. Aber das ahnen Sie ja sicher selbst.

P.S. Achten Sie doch mal spaßeshalber darauf, wie Ihnen all das im Gemeindeblatt oder der Schwäbischen Zeitung verkauft wird.

P.S.S. Bedanken möchte ich mich für den überwältigenden Zuspruch und die Nachrichten, welche mich seit Dienstagmorgen erreichen. Wir hätten gerne einige Auszüge davon veröffentlicht, allerdings ist der Tonfall, in dem die meisten formuliert sind, relativ „scharf“ und überschreitet stellenweise Grenzen.

Auch wenn das Rathaus Heroldstatt ist wie es ist, gilt für uns die Devise: Wir bleiben sachlich und geben trotz widriger Umstände unser Bestes.

Autor: Thomas Salzmann

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