Hexenjagd gegen Unbekannt

Gemeinderatssitzung vom 02. Dezember 2024 – 2. Teil

Junge Eltern kennen die Situation, in denen kleine Kinder sich vor dem Monster unter dem Bett fürchten, welches meist vom Herrn Papa zur Strecke gebracht werden muss. Am Ende basiert zwar alles nur auf der kindlichen Einbildung, aber der Vater geht als strahlender Held aus der Geschichte hervor.

In Teilen erinnert mich das an die öffentlichen Äußerungen unseres Bürgermeisters, allerdings mit einigen Unterschieden.

Wie Sie vielleicht aus den Beiträgen im Heroldstatt Boten und der regionalen Presse entnommen haben (… was neuerdings mehr oder weniger dasselbe ist), setzt sich BM Weber entschieden gegen Gemeinderäte ein, welche am Ratstisch „mobben, diffamieren, und gezielt Konflikte schüren“.

Aus diesem Grund zitiert er den Gemeinderat mal zu einem Treffen mit dem Pfarrer, mal zu einer Zusammenkunft mit einer professionell ausgebildeten Angst- und Traumatherapeutin.

ZITAT des BM im Gemeindeblatt: „Wer sich dem verweigert, entlarvt sich selbst“.

Ein konkreter Name fiel nie. Theoretisch könnte es jeder im Gemeinderat sein. Oder existiert das vermeintliche „Mobbing- und Diffamierungsmonster“ am Ende womöglich überhaupt nicht? In Summe alles mehr als seltsam.

Vielleicht liegt es auch daran, dass es durchaus justiziabel wäre, einer konkret genannten Person all diese Schandtaten zu unterstellen. Einem Unbekannten oder „einigen“ Gemeinderäten allerdings dürfte man straffrei unterstellen, was man will. Nur mal so als Gedanke.

Da ich eine nicht-öffentliche Sitzung verlassen musste, als der Gemeinderat darüber beriet, wie am besten gegen die Öffentlichkeitsarbeit von „Unser Heroldstatt“ vorzugehen sei und ich deshalb im Oktober Post von GR Knehrs Anwalt erhielt, kamen Gerüchte auf, es handle sich dabei möglicherweise um mich.

Wie Sie sich sicher denken können, ist dies nicht besonders angenehm, auch nicht für mein näheres Umfeld. Außerdem bin ich mir in Hinblick auf die genannten Untaten keiner Schuld bewusst.

Um öffentlich und ein für alle Mal Klarheit in die Sache zu bringen, habe ich Bürgermeister Weber deshalb in der letzten Gemeinderatssitzung Folgendes gefragt (O-Ton):

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Weber,
Sie haben mal davon gesprochen, dass einzelne Gemeinderäte „Wichtigtuerei, Selbstprofilierung und Diffamierung“ betreiben würden. „Mobbing, üble Nachrede und Anfeindungen“ würden bei anderen Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern „Stress“ verursachen. Unter anderem haben Sie dann von „persönlichen Angriffen“ und „geschürten Konflikten“ gesprochen. Sie und Ihre Mitarbeiter hätten wohl aufgrund der Gemeinderatsarbeit Angst, wenn ich das richtig interpretiert habe. Zuletzt haben Sie die Parole „Klarheit statt Mehrdeutigkeit, Transparenz statt Interpretation“ ausgerufen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, möchte ich Sie ganz konkret fragen: meinten Sie eigentlich mit all dem mich? Ein einfaches Ja oder Nein würde mir als Antwort vollkommen ausreichen.“

Naja… Sie können es sich ja bereits denken. Eine Antwort auf meine Frage bekam auch ich keine. Da geht es mir also nicht anders, als den meisten Heroldstatter Bürgerinnen und Bürgern.

BM Weber überlegte kurz. Dann erhob er pathetisch seine Stimme und antwortete mit folgenden Worten (O-Ton):

„Herr Salzmann, wären Sie bei unserer Zusammenkunft dabei gewesen, hätte Sie sich die Frage selbst beantworten können. Und mehrzu gibt es dazu nicht zu sagen! Mehrzu gibt es dazu nicht zu sagen! Die Sitzung ist geschlossen! Schönen Abend!“.

Es folgte Totenstille im Sitzungssaal. Ich blickte in ein paar peinlich berührte Gesichter im Publikum, welches teilweise kopfschüttelnd aufstand und den Saal verließ. Wir berieten anschließend in nichtöffentlicher Form weiter.

Im persönlichen Fazit bleibt zu sagen, dass diese Reaktion immer noch schlauer war, als die von GR Knehr, mit dessen Hilfe bzw. Anwalt unser Bürgermeister mutmaßlich die Wassertemperatur einer möglichen, juristischen Lösung seines Problems getestet hat.

In Summe jedenfalls sehr schade, dass sich Bürgermeister Weber nicht getraut hat, den Bösewicht seines Schauermärchens beim Namen zu nennen.

Die Hexenjagd gegen Unbekannt geht also weiter.

Autor: Thomas Salzmann

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