Gemeinderatssitzung vom 17. März 2025
In der jüngsten Gemeinderatssitzung haben wir über unseren Antrag zum Schutz des Gemeindewaldes „Durlocher“ beraten und entschieden. Unser Antrag lautete wie folgt:
„Der Gemeinderat beauftragt die Gemeindeverwaltung, sich maximal dafür einzusetzen und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um zu verhindern, dass im Gemeindewald Bäume für Windkraftanlagen gefällt werden.“
Das Abstimmungsergebnis war ernüchternd. Während vier Gemeinderäte (Thomas Salzmann, Renate Blikle, Alexandra Friedrich und Andreas Fülle) den Schutz des Waldes unterstützten, enthielten sich zwei (Michael Keirat und Stephanie Anhorn).
Bürgermeister Michael Weber sowie die Gemeinderäte Dirk Süßmuth, Manfred Erb und Werner Knehr stimmten dagegen. Bei Stimmengleichheit wurde unser Antrag abgelehnt.
Dass sich neben BM Weber ausgerechnet drei Vereinsmänner im Gemeinderat dagegen ausgesprochen haben, das Rad bezüglich der Abholzung des Durchlocher-Waldes noch einmal herumzureißen oder es wenigstens zu versuchen, verstehe wer will.
Mehr noch: Sie wollten sogar eine Abstimmung über unseren Antrag gleich ganz verhindern.
Dass BM Weber selbst gegen unseren Antrag gestimmt hat, war klar. Denn wäre unser Antrag durchgegangen, hätte er sich in aller Öffentlichkeit dazu bekennen müssen, dass er unseren Gemeindewald irreparabel für einen 3 Millionen Euro Vorschuss verzockt hat.
Welchen er übrigens schon Jahre bevor auch nur ein Windrad steht, schon längst für die Sanierung der Berghalle verbraten hat.
So knapp unser Antrag zum Schutz des Durlocher abgelehnt wurde, so knapp erhielt Bürgermeister Weber die Zustimmung des Gemeinderats für die weiteren Planungen zur Sanierung der Berghalle. Kostenpunkt: schlappe 4,4 Millionen Euro – nach Abzug der Fördermittel (vorausgesetzt, sie fließen so, wie es sich das Rathaus vorstellt) muss die Gemeinde *große Überraschung* noch drei Millionen aus eigener Tasche zahlen.
Womit wir wieder beim Durlocher wären: jetzt erst wurde bekannt, dass hier mitten im Wald drei Windkraftanlagen gebaut werden sollen (im Gebiet Nord sollen fünf Anlagen kommen).
Wenig überraschend präsentierte uns nicht Bürgermeister Weber den aktuellen Stand, sondern der Windkraftinvestor.
Dessen Darstellung ließ die geplante Errichtung von drei Windkraftanlagen im Durlocher-Wald fast harmlos erscheinen. Das Waldstück umfasse immerhin ca. 118 Hektar Fläche, von denen 1,5 Hektar (= 15.000 Quadratmeter) dauerhaft, darüber hinaus zusätzliche 3 Hektar (= 30.000 Quadratmeter) temporär während der Bauphase gerodet werden müssten.
Also alles halb so schlimm?! Zweifel sind angezeigt. Wer sehen will, wie radikal die Gemeinde selbst in die Natur eingreift und dabei auch vor Biotopen keinen Halt macht, kann sich in unserem Beitrag vom 12. Februar (siehe Instagram) ein Bild davon machen.
Es war geradezu grotesk, wie BM Weber gleich zu Beginn der Gemeinderatssitzung davon berichtet hatte, dass das Biotop im Bereich Neubach in Ennabeuren „etwas zu stark gepflegt“ worden sei, was ihm „sehr leid tue“. Auch sei das natürlich nicht im Sinne des Naturschutzes, aber „auf der anderen Seite… wo geschafft wird, passiert auch einmal was“. Entsprechende Ersatzpflanzungen habe man bereits vorgenommen.
Auf eine Entschuldigung von BM Weber warteten wir gespannt, aber vergebens. Ebenso auf den Hinweis, dass diese Ersatzpflanzungen 20-30 Jahre brauchen dürften, bis die Bäume und Hecken wieder in vollem Glanz erblühen.
Kein Wunder also, dass Bürgermeister Weber gegen unseren Antrag zum Schutz des Gemeindewaldes stimmte. Dabei wird es niemand von uns erleben, bis die Rodung von über 100 Jahre alten Bäumen im Durlocher durch Ersatzpflanzungen wieder „kompensiert“ ist.
Bei alldem kann es auch niemanden mehr überraschen, dass BM Weber fast sämtliche wichtige Entscheidungen zum Thema Windpark ausschließlich nicht-öffentlich abstimmen ließ. Über das Meiste dürfen wir bis heute öffentlich kein Wort verlieren. Oder warum sind die Verträge zwischen der Gemeinde und dem Windkraftinvestor noch immer unter Verschluss?
So traurig es ist: Während für Projekte wie Pavillons und Wasserspiele in der „Neuen Ortsmitte für Sontheim“ 366 Unterschriften gesammelt und mit Feuereifer ein Bürgerbegehren vorangetrieben wird, steht der Durlocher, welchen man durchaus als Heroldstatter Vorzeigewald bezeichnet kann, allein und verlassen auf weiter Flur.
Wir haben im Gemeinderat unser Möglichstes versucht – doch unser Antrag wurde abgelehnt.
Es bleibt spannend: Werden die Heroldstatterinnen und Heroldstatter das Abholzen ihres Durlochers stillschweigend akzeptieren oder sehen wir hier einem weiteren Bürgerbegehren im Sinne des Gemeindewaldes entgegen?
Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist: Hätten wir am 10.03.2025 unseren Antrag (siehe oben) nicht gestellt, hätte es am 17.03.2025 mit Sicherheit keinen Statusbericht zur Windenergie in Heroldstatt gegeben.
Dass beispielsweise der Windpark Süd Geschichte ist, haben bislang nur wir auf den Tisch gelegt. Von Seiten der Gemeinde herrscht sprichwörtlich Schweigen im Walde.
Autor: Thomas Salzmann