Absage zur „internen Aussprache“

Heroldstatt, den 10.02.2024

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Weber,
als wir am 29.01.2024 miterlebt haben, wie Sie ein Investitionsvolumen von 26 Millionen Euro am halben Gemeinderat vorbei entschieden haben, waren wir durchaus etwas überrascht. Schließlich hatten wir uns zur Aufarbeitung des 450-Seiten Haushaltes etwas mehr Zeit erbeten als lediglich zehn Tage. Bestimmt erinnern Sie sich noch an unseren offenen Brief?

Dass die Schwäbische Zeitung ihren Leser:innen im Zuge dessen nochmal die „simplen Regeln der Demokratie“ erklärt und Sie als den wahren Helden glänzen lässt, gehört inzwischen wohl zum Standardprozedere jeder Heroldstatter Gemeinderatssitzung.

Aber naja… Wer allerdings dachte, dies sei in puncto kommunalpolitischer Absurdität nicht mehr zu überbieten, irrt. Nur acht Tage später, am 06. Februar 2024, fordern Sie uns schriftlich zu einer „internen Aussprache“ auf. Diese soll „außerhalb einer offiziellen Gemeinderatssitzung“ stattfinden. „Unterschiedliche Sichtweisen“ sollen dargelegt und „eventuelle Missverständnisse“ aufgearbeitet werden.

Eingeladen haben Sie, Herr Bürgermeister Weber, vier ihrer Mitarbeiter:innen, sämtliche  Gemeinderäte und… (ACHTUNG, hierbei handelt es sich um keinen verfrühten Aprilscherz!) einen Pfarrer, welcher das Treffen moderieren soll. Ein Duell zehn gegen fünf also, aber immerhin mit himmlischem Beistand. Das klingt tatsächlich ein bisschen nach Wildem Westen oder spanischer Inquisition (Wenn sie uns diesen kleinen Scherz erlauben).

Dass Sie aufgrund der angespannten Lage „Dialogbereitschaft“ demonstrieren müssen, ist uns selbstverständlich klar. Aber dass Sie jetzt auch ihre Mitarbeiter:innen als „moralische Schutzschilde“ zu Ihren Gunsten einspannen, finden wir mehr als fraglich.

Verstehen Sie uns bitte nicht falsch. Keineswegs stellen wir hier die Eigenständigkeit ihrer Mitarbieter:innen in Frage. Aber wer hat schon einmal erlebt, dass betriebsinterne Probleme offen und ehrlich angesprochen werden, wenn der Chef daneben sitzt… und vielleicht sogar selbst Teil des Problems ist?

Um eines klarzustellen: Zwischen den Mitarbeiter:innen und uns gibt es keinerlei Probleme! Zumindest keine, die den Rahmen einer professionellen Zusammenarbeit je verlassen hätten. Gäbe es aber dennoch Klärungsbedarf, stehen und standen unsere Türen jederzeit offen. Für Alle! Im Übrigen auch für Sie. 

Ausgerechnet jetzt, nachdem Sie quasi mit Ansage (Siehe offener Brief) gezeigt haben, wie wenig Wert Sie auf unsere Belange legen und nachdem sich ein Windpark-Investor mit 3 Millionen quasi per Vorauszahlung in Heroldstatt eingekauft hat, sollen plötzlich „Unterschiedliche Sichtweisen“ dargelegt und „eventuelle Missverständnisse“ aufgearbeitet werden?

Machen Sie am besten gleich einen Termin mit ihrem Kontakt bei der Schwäbischen Zeitung. Vielleicht dürfen Sie sich die Überschrift dieses Mal sogar selbst überlegen.

Wir jedenfalls lehnen Ihr Angebot dankend ab.

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas Salzmann

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